Neuer Obmann im Interview mit den OÖNachrichten

Geschrieben von: admin | Geschrieben am: 16.11.2012 | 0 Kommentare

Rabatt für Kunden, die bei Regen in der City kaufen.

Welser Kaufmannschaft: Der frisch gebackene Obmann Christoph Hippmann (35) über den Ausbau von Einkaufszentren am Stadtrand, einheitliche Öffnungszeiten bei Innenstadtgeschäften und den „Welser Regenrabatt“

 

 

 

 

 

Was machen die Kaufleute heute ab 11 Uhr in der Fuzo?

Hippmann: Wir sammeln Unterschriften gegen den Ausbau von Einkaufszentren am Stadtrand.

Vertreten Sie auch max.center und Co.?

Ich bin 150 Mitgliedern verpflichtet: das sind Kaufleute der Innenstadt, der Neustadt und der Vogelweide. Ich habe eine gute Freundschaft zu Egbert Holz (max.center-Chef, Anm.). Daran wird sich nichts ändern.

Was fehlt der Innenstadt?

Flächen für große Filialisten als Frequenzbringer. Das Versprechen der Politik, mit gezielten Förderungen neue Kaufleute in die Innenstadt zu bringen. Es lohnt sich, ein Geschäft aufzumachen: Es kommt auf das Produkt an und wie ich mit der Zielgruppe kommuniziere. Wir brauchen ein Servicecenter mit Toiletten, Wickeltischen, Schließfächern und Kinderbetreuung. Die Fuzo muss barrierefrei sein. Beim Flohmarkt auf dem Stadtplatz müssen Stände einheitlich, die Qualität der Waren besser werden. Es tut mir leid, aber Drogenkranke haben im Umkreis der Geschäfte nichts verloren.

Was sind die Stärken der City?

Es gibt Produkte, die mit denen von der Stange in den Läden der Einkaufszentren nichts zu tun haben. Die Händler kaufen bei Modemessen in Italien ein. Auch die fachliche Beratung ist eine Stärke. Mit dem Kaufmann kann ich verhandeln: Wenn ich mehr einkaufe, gibt der Kaufmann Prozente her.

Sie sind Dienstleister und kein Kaufmann – ist das ein Problem?

Nein, außerdem verkaufen wir in der Tanzschule auch Tanzschuhe. Ich kenne einen Großteil der Kaufleute persönlich, weil ich seit meiner Kindheit in fast allen Geschäften war, um Plakate für unsere Tanzsschule aufzuhängen.

Was ist die wichtigste Aufgabe?

Wir müssen unser Netzwerk stärken und mit Politik und Stadtmarketing eine neue Art der Zusammenarbeit erfinden: Bislang hat nur der Vorstand und nicht die breite Masse der Kaufleute mitgemacht. Ich will einen 30-köpfigen Ausschuss gründen, der vorab mit dem Stadtmarketing zusammenarbeitet, ehe dort alles als fertig präsentiert wird. Es braucht mehr als nur Einkaufsnacht und Schnäppchenmarkt. Ich habe einen guten Draht zu Peter Jungreithmair, bin aber fachlich mit ihm nicht immer einer Meinung.

Werden die Öffnungszeiten vereinheitlicht?

Ich werde es der Politik schmackhaft machen, dass jene Förderungen erhalten, die mitmachen. Wir müssen auch Junge ansprechen, die nur in die Plus-City fahren, weil sie nicht wissen, welche tollen Boutiquen mit guten Produkten zu vergleichbaren Preisen es in Wels gibt.

Sollen Teile der Innenstadt überdacht werden?

Ja, aber nicht fix, sondern mit Markisen oder großen Schirmen wie im Haas-Hof. Ich kann mir auch einen Regenrabatt vorstellen: Wer bei Regen kommt, erhält in Innenstadtgeschäften 20 Prozent Rabatt.

Was sagen Sie zum autofreien Stadtplatz?

So lange der Weg zwischen Messegelände mit den Gratis-Parkplätzen und dem Zentrum nicht attraktiv ist, halte ich davon nichts. Die Mitte des Stadtplatzes darf für Autos nicht geöffnet werden.

Wie ist Ihre Haltung zu einem Innenstadt-Einkaufszentrum?

Wenn es kein Hauseigentümer schafft, überbauen wir den K.J., der ist öffentliches Eigentum. Innenstadt-Einkaufszentren müssen gefördert werden, denn die Aussage der Politiker, dass die Innenstadt von den Zentren am Stadtrand profitiert, stimmt nicht.

Sie sind ein kritischer Geist, das beschert Feinde: Ist das eine gute Basis für Ihr neues Amt?

Ich bin ein konstruktiv-kritscher Geist und mit Ausnahme der Herren Wimmer und Wieser mit allen im Stadtsenat per Du. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit und habe das Gefühl, dass ich ernst genommen werde.

Stünden Sie für ein politisches Amt zur Verfügung?

Ich wurde 2009 von einigen Parteien gefragt, habe aber abgelehnt. Das bleibt auch für 2015 so.

Können Sie sich vorstellen, eine Bürgerbewegung zu gründen?

Das ist letzter Ausweg, wenn sich in den nächsten fünf Jahren nichts ändert. Derzeit versandet alles.

Wo sehen Sie sich 2022?

Ich hoffe, das ich das Amt abgeben kann, es ist nicht Lebensaufgabe.

 

Persönlich

Christoph Hippmann (35) ist mit Carina Hochleitner verlobt. Das Paar lebt in der Innenstadt und erwartet im Dezember sein erstes Kind. Nach dem Studium für Tourismusmanagement und Freitzeitwirtschaft an der FH Krems stieg er 2002 in die elterliche Tanzschule ein. Er engagiert sich seit Frühjahr 2011 im erweiterten Vorstand der Kaufleute und ist seit Montag Obmann. Beim „Lebensraum Wels“ und bei der Innenstadt-Agenda wirkt er ebenfalls mit.

 

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